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Oktober 2008
31.10.2008 Hedgefonds
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift Globalmärchen von der kleine Heuschrecke
 

 
Ein Globalmärchen von der kleinen Heuschrecke: Vor wenigen Tagen wurde ein großer Pkw-Hersteller plötzlich - unter börsianischer Betrachtung - zum teuersten Unternehmen der Welt. Der Kaufpreis für eine einzigen Aktie stieg auf über 1.000 €.

Dieser Preis folgte einem klassischen Marktgesetz, dem des mangelnden Angebots. Die kleine Heuschrecke hat bereits einen großen Anteil von Pkw-Hersteller-Aktien im Besitz und will noch mehr erwerben, um alle Sperrminoritäten der übrigen Anteilseigner zu überbieten.

Man möchte meinen, dass das der Heuschrecke allein deshalb nicht gelingen könnte, weil die Restaktionäre grinsend "nein" zu Kaufoptionen sagen und damit den Preis in die Höhe treiben. Das Grinsen könnte sich jedoch versteinern, wenn die kleine Heuschrecke sagt, "nö, deine Aktie brauche ich nicht mehr". Das Grinsen der Restaktionäre kann also nur dann langfristig erhalten bleiben, wenn sie den richtigen Zeitpunkt des höchsten Gewinns erwischen.

Die kleine Heuschrecke hingegen hat genial gezockt und Beschaffungsoptionen zu einem Zeitpunkt vereinbart, als andere Abzocker noch nicht vorhersahen, in welche Falle sie liefen. Sie hat sich Ankaufoptionen gekauft, bei denen die Abzocker die Übergabe von Pkw-Hersteller-Aktien zu einem bestimmten Zeitpunkt und einem "guten" Preis versprachen. Die Abzocker hatten keine Aktien vom Pkw-Hersteller und wussten nicht, dass die kleine Heuschrecke mit vielen von ihnen solche Verträge vereinbart hatte.

Plötzlich stieg die Erkenntnis und der Preis der versprochenen Pkw-Hersteller-Aktien. Die einen nervösen Abzocker verkauften Aktien und die anderen nervösen Abzocker kauften sie zur Schadensbegrenzung. Der Kurs stieg.
 

 
Inzwischen verspricht die kleine Heuschrecke, eigene Aktien vom Pkw-Hersteller auf dem Börsenmarkt zu platzieren; zu einem Preis, der einem Mehrfachen ihres Einkaufspreises entspricht. Mit welchem Erfolg? Der Preis bleibt hoch, weil es immer noch Abzocker gibt, die die Aktien brauchen, um ihren Verpflichtungen nachkommen zu können.

Nun grinst die Heuschrecke. Zu kleinen, aber vereinbarten Preisen kauft sie die Pkw-Hersteller-Aktien ein und bezahlt sie aus dem Erlös aus den gerade teuren Pkw-Hersteller-Aktien am Börsenmarkt. Sie weiß, dass das nicht mehr lange funktioniert. Aber ein bisschen ...

Auf der Strecke bleibt der Pkw-Hersteller und ganz viele Abzocker. Den Abzockern müssen wir keine Träne nachweinen. Ihre Lebensweise ist parasitär und sie tun wenig Gutes. Sie sind auch Heuschrecken und haben in der kleinen Heuschrecke ihren Meister gefunden.

Moral: Aus der Handels-, Kredit- und Versicherungswirtschaft sind Absicherungs- und Rückversicherungsverträge lange bekannt. Sie dienen zur Risikoabsicherung und beruhen ursprünglich auf vorhandenem Kapital und Substanz. Abzocker haben nur noch wenig Substanz und verzichten tendenziell darauf, ihre verpflichteten Leistungen vorzuhalten. Statt dessen kalkulieren sie darauf, durchverhandeln zu können, also dann, wenn sie leisten müssen, die versprochenen Waren schnell und günstig einkaufen zu können.

Unternehmerische Planung ist mindestens mittel- und bestenfalls langfristig ausgelegt. Kurzfristige Abzockereien sind hingegen asozial, destabilisierend und im Ergebnis gegen eine demokratische Staatsordnung gerichtet, weil sie für sich jede langfristige Verantwortung ablehnen
 

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Stefan Frank, Hedgefonds haben ausgehebelt, Telepolis 30.10.2008
 

 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018