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November 2010
27.11.2010 Meldungen
     
zurück zum Verweis zur nächsten Überschrift Geheimnisverrat Waffenhändler und Mörder

 

10-11-39 
Nach den geheimen Dokumenten aus den Afghanistan- und Irak-Kriegen hat Wikileaks die Veröffentlichung von diplomatischen Geheimmitteilungen angekündigt, die zwischen Washington und den US-Botschaften auf der ganzen Welt verschickt wurden (1). Gerüchten zufolge habe die USA die Türkei der Unterstützung von al-Qaida im Irak verdächtigt ..., während die USA wiederum der PKK geholfen haben soll. Enthalten seien wohl auch "unschöne" Kommentare über die russische Politik und russischen Politiker, weswegen auch hier Verstimmung erwartet werde. Wie nicht anders zu erwarten, sieht die US-Regierung sich, die USA als solche und Menschenleben durch die Veröffentlichung gefährdet.

Die größte Empörung äußert immer der, der am meisten zu verbergen hat. An der Authentizität der bei Wikileaks veröffentlichten Dokumente hat es bisher keine ernsthaften Zweifel gegeben, so dass sich die Empörer fragen müssten,
warum es solche Dokumente überhaupt gibt und
wen in den eigenen Reihen sie so kaltgestellt oder verärgert haben, dass er zum Geheimnisverrat bereit wurde.
 

10-11-40 
Kompa nimmt den Tod von Uwe Barschel von vor 23 Jahren zum Anlass, über die Affären Ende der Achtziger Jahre zu berichten: Kalter Krieg, Waffenhandel, Geheimdienste und diplomatische Verwicklungen (2). "Uwe lebt!" möchte man in Abwandlung eines stehenden Spruches rufen (3).

Der Aufsatz bringt schillernde Personen wie Reiner Pfeiffer, Heinz Herbert Karry, "Robert Roloff" und Victor Ostrovsky in Erinnerung und nie aufgeklärte Gerüchte über Auftragsmorde, schmutzige Geschäfte und ihre Verschleierung.

Der Rückblick ermöglicht es, Ereignisse zu konzentrieren und Zusammenhänge zu zeichnen. Die Ergebnisse bleiben dennoch offen, die Geschichte nebulös und der Erkenntniskick bleibt aus. Nach der Lektüre des Aufsatzes bleibt eine gewisse Leere zurück. Das mag daran liegen, dass die Geheimhaltung noch immer funktioniert und die Protogonisten, die sich lautstark geäußert haben, wenig vertrauenswürdig sind und ihr eigenes Spiel trieben.
 

zurück zum Verweis online Schlauri antwortet

 
Tauschbörsen als illegale Quelle von Uploads treten vom Gesamtvolumen her offenbar mehr und mehr in den Hintergrund. Illegales Tauschen von Musiktiteln ist diversen Studien zufolge schon seit 2003 im Rückgang begriffen. Bei Filmen spielen Streaming-Portale eine immer größere Rolle – den Upstream des Kunden belegen diese nicht. Immer mehr Transfers in Tauschbörsen umfassen legales Material, das frei kopierbar ist. (6)
 

10-11-41 
Ohne jeden Trubel veröffentlicht die Zeitschrift c't markante Beiträge aus ihrer Printausgabe online bei ct.de.

Im Zentrum des Beitrags von Heidrich (4) steht das Urteil des Hanseatisches OLG vom 29.09.2010 (5) über die Haftung des Hostproviders für Inhalte, die von seinen Nutzern eingerichtet werden. Das Gericht spricht sich im Zusammenhang mit der Videoplattform "Sevenload" gegen eine Prüfungspflicht des Veranstalters vor der Freischaltung jedenfalls dann aus, wenn ihm die Vorab-Prüfung allein wegen der Menge nicht zuzumuten ist.

DSL-Anschlüsse mit Datendurchsätzen von 100-MBit/s und mehr werden bereits vereinzelt angeboten. Sie versprechen Downloads in ungeahnten Größen und ruckelfreie Online-Spiele und Filme. Mansmann berichtet über den zunehmenden Datenhunger der Endkunden, den Trends zu Koaxialkabeln (Fernsehanschlüsse) und Glasfasern sowie den Kapazitätsengpässen bei den Carriern (6).

Wiegand würdigt Bologna (7). Nicht die italienische Stadt, sondern die nach ihr benannte europäische Vereinheitlichung der Studiengänge, die sich vor allem in den nach 1999 entstandenen neuen Bachelor- und Masterabschlüssen äußert. Ihre Qualität ist besonders von Vertretern der klassischen Studiengänge in Frage gestellt worden. Dennoch scheinen ihre Vorteile im Bereich der Informatik und der Ingenieurswissenschaften außer Frage zu stehen.
 

10-11-42 
Simon Schlauri ist Privatdozent für Privat-, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Zürich und hat sich einen Namen im Zusammenhang mit der Internetregulierung und der Netzneutralität gemacht. Den manchmal etwas umständlichen Fragen der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Deutschen Bundestages hat er eingehend geantwortet (8).

Schlauri nimmt eine abwägende und vernünftige Stellung ein. So spricht er sich im Interesse der Netzneutralität gegen Flatrates und für volumenbasierte Tarife aus, um das Allmendproblem zu umgehen: So lange die Kunden nach Bezahlung einer Grundgebühr über „Flatrates“ verfügen können, haben sie keinerlei Anreiz, sparsam mit der Bandbreite umzugehen. ... Ich halte ... Abrechnungsmodelle für möglich, bei denen der Grundtarif ein bestimmtes Volumen beinhaltet, das eine durchschnittliche Nutzung gut abdeckt. Mit solchen Modellen kann eine übermässige Nutzung vermieden werden, ohne dass durchschnittliche Nutzer sich mit den verbrauchten Datenmengen auseinandersetzen müssen.

Er spricht sich ferner für mehr Transparenz seitens der Carrier und für Priorisierungen zur Vermeidung von Überlast aus. Dabei räumt er auch mit falschen Vorstellungen über das "Mitschneiden" bei der Deep Packet Inspection auf: Dieser Technik geht es nicht um die Inhalte von Datenpaketen: Vielmehr handelt es sich dabei um einen automatisch laufenden Prozess, der durch bestimmte technische Netzwerkelemente (Routers) durchgeführt wird, die die Art der übermittelten Pakete feststellen und danach über deren Behandlung entscheiden.

Über manche Passagen, die der parlamentarischen Höflichkeit geschuldet sind, kann man schnell hinweglesen. Im Übrigen gilt: Es ist eine spannende, fundierte und gute Lektüre.
 

zurück zum Verweis Anmerkungen
 


(1) Florian Rötzer, Internationale Entrüstung durch Wikileaks-Veröffentlichung erwartet, Telepolis 26.11.2010

(2) Markus Kompa, Barschels Geister, Telepolis 23.11.2010

(3) Freya Barschel: Ich erhalte Zeichen von meinem toten Mann, BILD 25.09.2010

 

 
(4) Joerg Heidrich, Fremdhaftung. Verantwortung für von Nutzern eingestellte Inhalte, c't 24/2010

(5) Leitsätze; Hanseatisches OLG, Urteil vom 29.09.2010 - 5 U 9/09 (PDF)

(6) Urs Mansmann, Breitband rasant. Internetanschlüsse werden immer schneller, c't 25/2010

(7) Dorothee Wiegand, Einmal Bologna – und zurück? 10 Jahre Hochschulreform in der Informatik und den Ingenieurwissenschaften, c't 24/2010

(8) Simon Schlauri, Schriftliche Stellungnahme zu den Fragen an die Sachverständigen anlässlich der öffentlichen Anhörung Netzneutralität der Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft, 08.10.2010


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© Dieter Kochheim, 11.03.2018