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November 2009
15.11.2009 Netznachrichten
     
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So überschreibt die Meldung (1) darüber, dass den zwölf Redakteuren der Netzeitung (2) betriebsbedingt gekündigt worden sei und die Internetzeitung soll künftig nur noch als automatisiertes Nachrichtenportal fortgeführt werden. Die Nachrufe folgen auf dem Fuß (3).

Die Netzeitung ist eine nur im Internet vertretene Zeitung ohne ein zweites Standbein in den Printmedien. Sie bedient ein allgemein gehaltenes Informationsinteresse ohne Spezialisierung. Damit konkurriert sie mit jeder Menge Nachrichtendiensten und sie hat auch nie den richtigen Durchbruch geschafft, sich als besonderer Informationsdienst zu positionieren.

Den Markt für Boulevard-Meldungen besetzen die Internetangebote der klassischen Tages- und Wochenzeitungen. Sie können nicht nur auf einen soliden Stamm von Redakteuren und anderen Mitarbeitern zurückgreifen, sondern haben noch einen weiteren Vorteil: Ihre Werbeeinnahmen dürften überwiegend aus dem Printgeschäft stammen und das lässt eine Querfinanzierung zwischen Print- und Netzausgabe zu. Sie nutzen ihren Webauftritt außerdem zur Eigenwerbung, so dass die Netzausgabe im Wesentlichen zum Anfüttern der Papierkäufer dient.

Es ist schade, dass das Projekt stirbt. Seine Perspektive, ein automatisiertes Nachrichtenportal zu werden, ist alles andere als zielführend. Nicht nur, dass sich auf diesem Markt etablierte Platzhirsche tummeln. Die Netzeitung hat nichts entwickelt, um sich als Hecht in diesem Karpfenteich hervorzutun.
 

 
Vor ein paar Jahren konkurrierten die Netzeitung und die Angebote des Heise-Verlages um Anerkennung und den Grimme-Preis miteinander. online ist in diesem Zusammenhang vorgehalten worden, dass sich ein Projekt, das dem Nutzer nichts kostet, auf Dauer nicht halten kann. Die Netzeitung wurde 2003 für den Grimme-Preis nominiert, ohne ihn zu bekommen. erhielt ihn bereits 2002 (4) und besteht - wie online - bis heute, ohne ein ständiges Standbein als Printmedium zu haben.

Der große Unterschied zwischen ihnen besteht nicht nur darin, dass auf seine Print-Flaggschiffe und zurückgreifen kann, sondern auch darin, dass sie sich spezialisiert haben. Das schließt die ganz große Allgemeinheit als Kunden aus, schafft aber ständige Besucher, die sich vom Themenfeld angesprochen fühlen.

Den breiten Stamm von Zulieferern, auf den zum Beispiel zugreifen kann, hat die Netzeitung nicht und auch nie bekommen können. Ihr Konzept muss falsch gewesen sein.

Ich glaube, ein auf das Internet begrenztes Boulevard-Konzept kann nicht oder noch lange nicht funktionieren. Man muss sich spezialisieren, Schwerpunkte setzen und akzeptieren, dass daran nicht alle (deutschsprachigen) Internetnutzer interessiert sind, und hoffen, dass es doch sehr viele sein werden. Das ist das Erfolgskonzept von , wie mir scheint.

Und der Cyberfahnder? Der ist zu speziell ausgerichtet. Zielgruppenorientiert ist er, ansonsten jedoch zu ungeplant und unvorhersehbar. Er kann Achtungserfolge wegen einzelner Beiträge bekommen und ein "Hut ab" wegen seiner Linigkeit und Konstanz, aber wenig mehr.
 

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(1) Netzeitung vor dem Aus, Heise online 07.11.2009

(2) Netzeitung

(3) Netzeitung, Aufstieg und Fall, ERRATIKA 08.11.2009
 

 
(4)  Telepolis erhält Grimme Online Award, Heise online 16.06.2002
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018